Freiburger Schriften zur Hydrologie
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Band/volume 2: MALOSZEWSKI P. (1994):
Mathematical Modelling of Tracer Experiments in Fissured Aquifers
Es wird gezeigt, daß das Parallelkluft-Dispersionsmodell (PFDM) und seine
Vereinfachungen (SFDM und DM) zur quantitativen Interpretation von Tracer-
und Umweltisotopendaten in Kluftgrundwasserleitern geeignet sind. Das
Einkluft-Dispersionsmodell (SFDM) dient zur Auswertung von Versuchen mit
kurzen Fließzeiten, das Dispersionsmodell (DM) für Versuche mit langen
Fließzeiten. Die Sensitivität von bestimmten Modellparametern wurde durch
die Lösung des Direktproblems für die angenommenen Parameterwerte überprüft
und in graphischer Form dargestellt.
Die Lösung des Inversproblems, d.h. die Bestimmung von hydraulischen Parametern
durch Kalibrierung (Anpassung) des Modells an gemessene Tracerdurchgangskurven,
wurde für zahlreiche Versuche durchgeführt. Es konnte nachgewiesen werden,
daß eine gute Anpassung des Modells an die experimentellen Daten nicht
automatisch die Anwendbarkeit des Modells bedeutet. Die Validierung oder
zumindest die partielle Validierung des Modells sollte immer erreicht
werden.
Die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit der vereinfachten Modelle (SFDM
und DM) wurde ermittelt und deren Gültigkeit bei verschiedenen Tracerversuchen
demonstriert. Für alle Untersuchungsgebiete, die in der Arbeit analysiert
wurden, konnte nachgewiesen werden, daß die Matrixdiffusion des Tracers
(Diffusiver Austausch des Tracers zwischen dem mobilen Wasser in den Klüften
und dem stagnierenden Wasser in der porösen Matrix) eine entscheidende
Rolle spielt.
Es wurde gezeigt, daß die Interpretation der Verweilzeiten des mobilen
Wassers aus den 14C- und Tritiumaltern ohne Berücksichtigung der Retardierung
des Tracers, verursacht durch die Matrixdiffusion, zur Überschätzung des
mobilen Wasservolumens im unterirdischen Speicher führt. Beispielhaft
wurde gezeigt, daß Versuche mit künstlichen Tracern zur Bestimmung von
Retardationsfaktoren als Folge von Matrixdiffusion und Austauschreaktionen
zur Interpretation von Radioisotopenaltern notwendig sind. Erst wenn die
Retardationsfaktoren bekannt sind, können die mobilen Wasservolumina oder
Wassergeschwindigkeiten aus 14C- und Tritiumalter abgeleitet werden. Es
wurde jedoch auch gezeigt, daß das Retardationskonzept nicht immer die
Relation zwischen dem Alter des radioaktiven Tracers und den hydraulischen
Parametern richtig beschreibt. Für konkrete Fälle muß immer die Anwendbarkeit
des Retardationskonzepts überprüft werden.
Des weiteren konnte gezeigt werden, daß die Parameter des Dispersionsmodells
(DM) nicht durch Kalibrierung des Dispersionsmodells an Ergebnissen von
Versuchen mit kurzer Fließzeit gewonnen werden können. Die benötigten
Parameter können aber durch Anwendung des SFDM-Modells ermittelt werden,
um sie dann mit Hilfe des Dispersionsmodells für langfristige Prognosen
des Stofftransportes in Kluftaquifern zu nutzen.
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