Der Rückblick auf den Januar des Jahres 2004 zeigt die besondere Bedeutung von winterlichen Westwetterlagen und den meist damit verbundenen Warmlufteinbrüchen für die Entstehung von Hochwasser im Schwarzwald. Die ersten Tage des Januars waren in den oberen Lagen des Einzugsgebietes der Dreisam durch Dauerfrost und wenig Niederschlag in Form von Schnee gekennzeichnet. Der Abfluss am Pegel Ebnet lag zeitweise sogar unter dem Normalbereich. Diese Situation wurde dann gegen Ende der ersten Monatshälfte durch eine kräftige Westlage abgelöst, die mit relativ hohen Temperaturen und hohen Niederschlägen einher ging. Besonders, wenn sich im Vorfeld viel Schnee angesammelt hat und gleichzeitig hohe Niederschläge in Form von Regen auftreten, können aus solchen Konstellationen extreme Hochwasser resultieren, wie es besonders ausgeprägt am 22.12.1991 zu erleben war. Damals kamen in zwei Tagen über 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlagswasser und fast 30 Liter pro Quadratmeter Schmelzwasser zusammen, was dann im Ergebnis am Pegel Ebnet zu Spitzenabflüssen von ca. 155 m³/s führte. Dies war bislang der höchste Abfluss, der an der Dreisam bei Ebnet seit Beginn der Messungen im Jahre 1941 registriert wurde. Dagegen fiel das Hochwasser im Januar 2004 harmlos aus. Die höchsten erreichten Stundenmittelwerte des Abflusses lagen "nur" bei 51 m³/s und der Tagesmittelwert (Darstellung in der Graphik) lag bei 37,5 m³/s. Ein Hochwasser also, das statistisch gesehen etwa alle zwei Jahre auftritt. Dabei wurden an den beiden Niederschlagstationen des IHF (im St. Willhelmer und Zastler Tal) innerhalb von zwei Tagen 75 und 82 Liter pro Quadratmeter verzeichnet, also vergleichbar viel Regen wie an den beiden Tagen des Dezember 1991, die letztlich das extreme Hochwasser auslösten. Warum ist das Hochwasser der Dreisam im Januar 2004 also so moderat ausgefallen? Dafür dürften vor allem zwei Faktoren von Bedeutung sein: Zum einen hatte sich im Vorfeld nur wenig Schnee angesammelt, der das Wasserdargebot aus dem Regen durch Schmelzwasser in bedeutendem Maße hätte aufstocken können. Zum anderen wirkte hier sicher noch die Dürre des Sommers 2003 nach. Denn die hydrologischen Langzeitspeicher Grundwasser und Boden waren auf Grund der Vorgeschichte nicht in dem Maße aufgefüllt, wie es im Winter 1991 sicher der Fall war. So gesehen hatte die Dürre im Sommer 2003 in diesem Falle auch wieder ihr Gutes. Es zeigt sich einmal mehr, dass jedes Hochwasserereignis ein Unikat ist, dessen Ausprägung sich aus einer Vielzahl von Faktoren ableitet. Aber allgemein kann gesagt werden, dass gerade die oben angesprochenen winterlichen Warmlufteinbrüche während Westwetterlagen für die Hochwasserentstehung in den Flüssen des Schwarzwaldes eine herausragende Rolle spielen. Ein Umstand der an Bedeutung gewinnt, wenn man sich vor Augen führt, dass gerade für diese Wetterlagen seit den sechziger Jahren eine Zunahme der Häufigkeiten während der Wintermonate zu verzeichnen ist (BARDOSSY & CASPARY(1990)). Zurück
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